Mein Sohn besucht seit einer Woche einen Schwimmkurs. Die Eltern dürfen den Kindern beim Schwimmenlernen zuschauen.
Wie bereits viele wissen, dürfen muslimische Frauen mit Burkini in städtischen Schwimmbädern schwimmen. Also ziehe ich ein Burkini an, wenn ich im Schwimmbad bin.
Ich trage schon seit 18 Jahren ein Kopftuch. In meinem Umfeld wurde ich nie wegen meines Aussehens diskriminiert. Nein, ich habe nicht nur muslimische Freunde! Ich lebe multikulti. Mit meinen nichtmuslimischen Freunden verbringe ich viel Zeit. Ich gehe ins Fitnessstudio, unterhalte mich mit anderen Frauen. Meine Kinder begleite ich beim Eltern-Kind-Turnen, in der Musikschule, Kunstschule etc. Wenn ich zu einem Geburtstag eingeladen bin, gehe ich hin, manchmal als einzige muslimische Frau!
An der Uni, auf der Arbeit wurde ich stets unterstützt. Viele nannten mich damals „Brückenbauerin“, weil ich aktiv an der Gesellschaft teilnehme. Ich engagiere mich schon seit vielen Jahren für unsere Gesellschaft.
Und was passiert heute?
Vier alte Damen (ca.70-80 Jahre alt) beobachteten mich im Schwimmbad und lästerten und beschwerten sich beim Aufsichtspersonal über mich.
Als ich mit ihnen reden wollte, wurde ich rassistisch angegriffen:
👵🏼”Machen sie doch, was Sie wollen mit ihrem blöden Kopftuch!”
👵🏻“Wie kann man so ins Wasser rein?“
👵„Ihre Kleidung stört mich! Ich finde es unhygienisch und hässlich!“
👵„Nächstes mal komme ich mit meiner Bettdecke!“
👵🏻“Ihr werdet euch nicht ändern.Ich hasse es.“
Ich habe die Omas auf die Rechtslage hingewiesen. Zudem habe ich erklärt,welchen (Schwimm-) Stoff ich an habe und mich anziehen kann wie ich möchte. Das Gespräch beendete ich etwa so:
„Ob sie mich schön oder unschön finden, interessiert mich nicht.Ich fühle mich in dem Land, in dem ich geboren bin,mit meinem Kopftuch sehr wohl.Und solange ich mit Burkini schwimmen darf,gehe ich so ins Wasser. Und wenn ich Sie mit meinem Burkini störe,bin ich leider diese Woche jeden Tag hier,weil mein Sohn an einem Schwimmkurs teilnimmt.“
Obwohl das Aufsichtspersonal mich darauf hingewiesen hat, dass ich sie ignorieren soll,habe ich keine Lust mehr auf das Schwimmbad und solche Diskussionen.
Mir hatte eine Person an einer wichtigen Position mal gesagt, dass die muslimischen Frauen sich von der Gesellschaft ausgrenzen!
Nein, muslimische Frauen, die ein Kopftuch tragen werden von anderen Menschen ausgegrenzt(!!!)
Und genau das ist das Problem: Die Dominanzgesellschaft, die weißen alten Frauen und Männer sprechen immer über die “unsichtbaren muslimischen Frauen”, dass sie sich nicht partizipieren, dass sie sich nicht an gesellschaftlichen Entwicklungen beteiligen, aber wenn sie dann eine aktive, emanzipierte Muslima sehen, wehren sie sich gegen sie, hetzen, provozieren, ignorieren, beleidigen, beschimpfen, polarisieren.
Aber wo sind sie bloß, die muslimischen Frauen?
Es gibt viele Räume, in denen sie sich bewegen, in öffentlichen und privaten Safe Spaces. An rassistischen Orten will und kann frau nicht mehr! Muss sie auch nicht! Denn das bringt sowieso nichts – mit solchen Rassist:innen sollte frau keine Zeit und Energie verschwenden. Sollen sie ruhig von ihren Massendeportationsfantasien träumen – UNS gibt es und wird es immer geben.
Für ein weltoffenes Deutschland!